Im Einzelnen

Antrittsvorlesung: Fremde Ansprachen und widerst?ndige Antworten. Im Dialog mit dem Artusroman "Wigalois"

In ihrer Antrittsvorlesung am 30. April 2025 stellte Professorin Dr. Anja Becker in der Rotunde des Cartesiums den mittelalterlichen Ritterroman ?Wigalois“ vor und endete überraschenderweise mit einer Schatzsuche in der Staats- und Universit?tsbibliothek Bremen.

Den Auftakt bildete eine pr?gnante Inhaltswiedergabe des Romans, die von Anfang an den Blick auf Widerst?ndiges, bisher wenig Beachtetes und ?berraschendes lenkte. Hingewiesen wurde z.B. auf eine Botin, die dem versammelten Artushof die Stirn bietet. Mit dieser literarischen Inszenierung von weiblichem Widerstand konturierte Frau Becker ein aktuelles Forschungsprojekt, das übersehene Formen von Verweigerungshandlungen marginalisierter Gruppen in vormoderner Erz?hlliteratur sichtbar macht. Ein weiterer Schwerpunkt der Vorlesung lag auf religi?sen Dimensionen des Romans. In einem Moment existenzieller Not ist es das Gottvertrauen des Protagonisten, durch das seine bislang rein weltliche Ritterrolle eine Erweiterung hin zum K?mpfer für Gott erh?lt. Vorgestellt und eindrucksvoll veranschaulicht wurde der Artusroman anhand einer pr?chtig illustrierten mittelalterlichen Handschrift. Mit Blick auf die mediale Darbietung wurde auch auf den Prolog eingegangen, der einzigartig in der deutschen Literatur des Mittelalters ist. Hier machen die Rezipierenden die verst?rende Erfahrung, dass sie das Buch selbst anspricht; in der medialen Pr?sentation auf der Handschriftenseite ist dies noch dadurch verst?rkt, dass auch der Codex ?zurückblickt‘.

Abgerundet wurde die Vorlesung durch eine medienphilologische Spurensuche: Verwiesen wurde auf eine weitere Handschrift des ?Wigalois“, die in der SuUB Bremen aufbewahrt wird und die in der Forschung weitgehend unbeachtet geblieben ist. Sie birgt, wie Frau Becker zeigen konnte, einen Schatz, der sich in farbigen Beischriften und Unterstreichungen in der Handschrift verbirgt. Diese verweisen auf die intensive Benutzung der Handschrift durch einen der ?Urv?ter‘ der Germanistischen Medi?vistik, den Humanisten Melchior Goldast von Haiminsfeld, dessen Büchersammlung einen Kernbestand der SuUB Bremen bildet. ?ber die Jahrhunderte hinweg k?nnen so Forschende anhand dieses Codex ins Gespr?ch miteinander kommen.

Die Antrittsvorlesung wurde mit einem Sektempfang in geselligem Beisammensein abgerundet.

Antrittsvorlesung Anja Becker