Professor Cuniberti stellte seine laufende Forschung zum Markt für internationale Handelssachen vor und pr?sentierte seine empirischen Erkenntnisse darüber, welche Gerichte von Parteien in internationalen Handelssachen am h?ufigsten gew?hlt würden und welches (Vertrags-)Recht zur Anwendung komme. Cunibertis einflussreichste Arbeit auf diesem Gebiet ist seine empirische Studie ?The International Market for Contracts: The Most Attractive Contract Laws“, die insbesondere durch ihren Umfang und ihre methodische Stringenz hervorsticht. Diese Forschung wird derzeit um den Aspekt der Gerichtszust?ndigkeit erweitert.
Letzteres ist auch angesichts des anhaltenden Wettbewerbs um Justizdienstleistungen und der jüngsten Verabschiedung des Gesetzes zur St?rkung des Justizstandortes Deutschland durch Einführung von Commercial Courts und der Gerichtssprache Englisch in der Zivilgerichtsbarkeit (Justizstandort-St?rkungsgesetz) von Bedeutung. Infolgedessen hat die Freie Hansestadt Bremen auch den Hanseatischen Commercial Court für Luft- und Raumfahrt, Logistik und Seehandel (HCCB) eingeführt.
Die Forschung von Professor Cuniberti hilft dabei, potenzielle Faktoren zu identifizieren, die die Wahl der Parteien in internationalen Handelssachen beeinflussen – ein wichtiger Aspekt für Entscheidungstr?ger bei der Gestaltung von Gerichten und Verfahren sowie (gegebenenfalls) des auf diese F?lle anwendbaren Rechts. In diesem Sinne geht die Forschung über rein empirische Beobachtungen hinaus und untersucht die Rationalit?t wirtschaftlicher Akteure bei ihren rechtlichen Entscheidungen. Cuniberti geht nicht davon aus, dass Akteure notwendigerweise rational in ihren Entscheidungen seien, da ihnen keine vollst?ndigen Informationen vorliegen würden. Er hebt insbesondere die Rolle von Heuristiken, Vertrautheit und sogar Fehlvorstellungen bei der Entscheidungsfindung hervor.
Das Institut für Handelsrecht erkennt die Bedeutung fundierter Entscheidungen von Wirtschaftsakteuren und Rechtspraktikern hinsichtlich der Wahl des Forums für internationale Handelsstreitigkeiten an. Durch die Bereitstellung von Informationen über das HCCB wird das Institut künftig bestrebt sein, Informationsasymmetrien zu verringern und den Parteien zu helfen, die Zust?ndigkeit, die Verfahren und die Vorteile des Gerichts im Vergleich zu anderen Foren zu verstehen.
Nach dem Vortrag veranstaltete das Institut erstmals sein traditionelles Sommerfest im Forum am Domshof. Der Vorsitzende des Vereins zur F?rderung des Handelsrechts an der Universit?t Bremen, Honorarprofessor Dr. Dirk Weitze-Scholl, Rechtsanwalt und Notar bei Rosenboom Menges Klindwort in Bremen, überreichte den Preis für die besten Absolventinnen und Absolventen des Schwerpunktbereichs Internationales und Europ?isches Wirtschaftsrecht 2024 an Jennifer Merling. – Herzlichen Glückwunsch!