TP 4: Entwicklung sozio-?konomischen Denkens
Die Entwicklung sozio-?konomischen Denkens in der DDR im Vergleich zu Polen und der Tschechoslowakei 1945-1990
Bearbeitung: Dagmara Jaje?niak-Quast (Europa Universit?t Viadrina, Leitung), Anna Schwarz (Europa Universit?t Viadrina), Konrad Walerski (Europa Universit?t Viadrina); Kooperationspartner: Till Düppe (Université du Québec à Montréal), Knut Richter (Staatliche Universit?t St. Petersburg), Maciej S. Tymiński und Piotr Kory? (University of Warsaw), Hans-Jürgen Wagener (Europa Universit?t Viadrina), Udo Ludwig
Fragestellungen:
Wie in TP 1 aufgezeigt, ben?tigen sozialistische Planwirtschaften 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 noch als spontanen Prozessen unterworfene Marktwirtschaften exakte Kenntnisse der zugrundeliegenden ?konomischen Zusammenh?nge und der entsprechenden empirischen Daten.
- Inwieweit wurde die sozialistische Wirtschaftswissenschaft diesem Anspruch gerecht? Diese Frage betrifft auch die – gerade in der DDR stark ?konomisch fokussierte – Soziologie und deren Teildisziplinen.
Vorgehensweise (Bearbeitung):
Zwar praktizierten die DDR und die VR Polen das gleiche Wirtschaftssystem sowjetischen Typs, doch Vorgeschichte, aktuelle politische und wirtschaftliche Entwicklung sowie die intellektuelle Atmosph?re wiesen erhebliche Unterschiede auf (Tatur 1999). Der Mehrwert eines deutsch-polnischen Vergleichs besteht darin, Systemeigenschaften von l?nderspezifischen Eigenschaften des Wissenschaftssystems, insbesondere in der Entwicklung der ?konomie und der Soziologie, zu unterscheiden und mit den realen gesellschaftlichen Verh?ltnissen in Bezug zu setzen sowie die Unterschiede des ?bergangs zur Marktwirtschaft besser zu verstehen.
40 Jahre Staatssozialismus bedeutete 40 Jahre Planung und Management komplexer Volkswirtschaften. In Wirtschaftspolitik und Praxis half der dialektische und historische Materialismus wenig. Was lehrten die Hochschulen, wie reflektierten die Forschungsprogramme die Funktionsprobleme des Systems? Wie erkl?rt sich die Forcierung einzelner, wirtschaftsnaher soziologischer Teildisziplinen – bei Tabuisierung anderer (Lepsius 1990, Steiner 2006)? Wie wurde die rasante Nachkriegsentwicklung der internationalen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften aufgenommen, wie sind die national unterschiedlichen Pfade dabei zu erkl?ren?
Die Geschichte des Kommunismus ist gut erforscht. Das trifft allerdings weniger auf synthetische, vergleichende Ans?tze im Bereich der Geschichte des wirtschaftlichen Denkens zu. Drei frühe Projekte (Kovacs/Tardos 1992, Wagener 1998, Kaase/Sparschuh 2002) blieben ohne Nachfolger. Selbst Einzell?nderstudien sind ?u?erst rar (Ausnahme für die DDR Krause (1998), für Polen v.a. ?ukawer (1996, 2005)). Die Auffassung, die Wirtschafswissenschaft habe wenig zum Verst?ndnis sowohl des Sozialismus als auch der ?konomie im Allgemeinen beigetragen, scheint uns weder für die Gesamtperiode noch für jedes einzelne Land zutreffend. Hinzu kommt der unbestreitbare intellektuelle Nutzen, den auch ein fehlgeschlagenes Experiment liefert.
Ausgehend von der Sowjetunion setzte Anfang der 1960er Jahre ein wissenschaflicher Modernisierungsschub ein: Kybernetik, mathematische Wirtschaftstheorie, Input-Output-Analyse, ?konometrie (in Polen mit remigrierten exzellenten ?konomen wie Oskar Lange und Micha? Kalecki). Gleichzeitig erlangten aber auch Management Science und Soziologie Legitimit?t und Aufmerksamkeit, wenn auch in der DDR der Soziologie eher eine empirische Dienstleistungsfunktion zuerkannt wurde. Dieser wissenschaftliche Modernisierungsschub hat letztlich nicht zur Modernisierung des stagnierenden Wirtschaftssystems geführt. W?hrend in Polen frühzeitig Ans?tze für die sp?tere Transformation anzutreffen sind, blieben die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in der DDR in diesem Punkt unergiebig. Das gilt es im TP4 zu erkl?ren und in TP 7(ab dem 3. Jahr)für die Analysen der Transformationsstrategien aufzugreifen. Im 5./6. Jahr des Verbundes soll die Tschechoslowakei als Vergleichsland einbezogen werden, die eine eigene Entwicklung aufweist, was Reformdenken und -politik vor allem auch in der Transformationsperiode betrifft. Dieses Projekt leistet einen Beitrag zur vergleichenden Wissenssoziologie und Wissenschaftsgeschichte für die Zeit des Staatssozialismus.



