Wann/Wo: 16. Juni 2025, 9:00-16:00 , SFG 2040
In diesem eint?gigen Workshop bringen wir Forscherinnen aus den Kultur- und Politikwissenschaften zusammen, um die aktuellen regionalen und diasporabezogenen Konflikte um Kurdistan und Pal?stina vergleichend zu untersuchen.
Ihren historischen Ursprung nehmen beide Konflikte in der Neuordnung von Staatlichkeit im Nahen Osten mit dem Ende des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Konfrontiert mit staatlichen Politiken von Exklusion, Assimilation und Rassismus, Gewalt und Vertreibung sowie unter dem Eindruck des entwickelnden Nationalismus und globaler Befreiungsbestrebungen entstanden über Zeit verschiedene kurdische und pal?stinensische Bewegungen.
Noch heute pr?gt die Frage von Staatlichkeit und Nicht-Staatlichkeit diese Konflikte. Das asymmetrische Gegenüber zeichnet die Formen der Politik der jeweiligen Seiten aus. Neben ihrer milit?rischen ?berlegenheit nutzen Staaten die materiellen und symbolischen Vorteile internationaler und regionaler Staatssysteme, um die politischen Ansprüche kurdischer und pal?stinensischer Organisationen und Bewegungen zu schw?chen. Etwa ein Jahrhundert sp?ter sind die Aussichten auf kurdische und pal?stinensische Selbstbestimmung in Frieden so düster wie eh und je. Dies gilt auch für den diasporischen Aktivismus in Europa im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen. Der deutsche Staat ist ein m?chtiger Verbündeter sowohl Israels als auch der Türkei und zeigt seine Verbundenheit durch regelm??ige repressive Ma?nahmen gegen kurdische und pal?stinensische Aktivistinnen.
Trotz dieser Gemeinsamkeiten gibt es wesentliche Unterschiede zwischen kurdischer und pal?stinensischer Staatenlosigkeit und Politik, die auf dem Workshop kritisch er?rtert werden sollen. W?hrend Verfechterinnen des arabischen Nationalismus pal?stinensische Interessen prinzipiell unterstützten, verweigerten und bek?mpften sie kurdische Ansprüche, bis hin zur Befürwortung genozidaler Ma?nahmen. Diese unterschiedliche geopolitische Positionierung von Kurdistan und Pal?stina im Nahen Osten spiegelt sich bis heute auch in den diasporischen Kontexten in Europa und Deutschland wider, wo beide Bewegungen tendenziell in Opposition zueinanderstehen.
Verschieden sind beide gegenw?rtigen Bewegungen auch mit Bezug auf die ideelle Dimension von Befreiung und Emanzipation. In der kurdischen Bewegung wird seit Jahrzehnten verst?rkt eine Alternative zu Staatlichkeit als Ziel politischer K?mpfe formuliert. Damit gilt es, den staatlichen Unterdrückungsrealit?ten im Nahen Osten entkommen und eine progressive politische Zukunft zu entwerfen, die ohne staatliche Herrschaft auskommt. Dahingegen bleiben pal?stinensische Auffassungen von Freiheit und Autonomie an die Idee der Notwendigkeit eines eigenen Staates gekoppelt.
Unser Ziel ist es, diese Merkmale kurdischer und pal?stinensischer Politik kritisch zu diskutieren. Wir nehmen sowohl nah?stliche als auch diasporische Konfliktdynamiken in den Blick und befassen uns insbesondere mit den Auswirkungen der Kriege in Gaza und in Syrien auf kurdische und pal?stinensische Ansprüche. Dabei reflektieren wir die Realit?ten nichtstaatlicher Legitimationspolitik sowie die vielf?ltigen Grenzen emanzipatorischer Ansprüche, die mit Kurdistan und Pal?stina verbunden sind.
Organisatoren: Ulrike Flader (IfEK) & Roy Karadag (InIIS)
Programm - Unter Staaten: Politiken der Staatenlosigkeit in Kurdistan, Pal?stina und in der Diaspora