Wie machen wir die Pflege zukunftssicher? – Rückblick auf eine engagierte Diskussion

Am 21. Mai 2025 versammelten sich auf Einladung des Alumni der Universit?t Bremen e.V., des Wissenschaftsschwerpunkts Gesundheitswissenschaften, des SOCIUM Forschungszentrums Ungleichheit und Sozialpolitik sowie des Integrierten Gesundheitscampus Bremen rund 100 G?ste im Haus der Wissenschaft. Unter ihnen zahlreiche Vereinsmitglieder, Alumni sowie Fachleute und Interessierte aus Wissenschaft, Praxis und Politik – ebenso wie Studierende der Universit?t Bremen und der Hochschule Bremen.
Im Zentrum des Abends stand eine lebhafte Podiumsdiskussion mit vier ausgewiesenen Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis. Mit dabei waren Judith Burgmeier, Mitgründerin des Bremer Pflegedienstes vielf?ltig. GmbH, Jutta Dernedde, Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bremen, sowie Reinhard Leopold, engagiert in verschiedenen pflegepolitischen Initiativen wie ?Heim-Mitwirkung“ und dem Verein ?wir pflegen e.V.“. Die wissenschaftliche Perspektive brachte Prof. Dr. Heinz Rothgang ein, Gesundheits- und Pflege?konom am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universit?t Bremen. Moderiert wurde die Diskussion von Prof. Dr. Matthias Zündel, Leiter des Integrierten Gesundheitscampus Bremen.
Pflege im Koalitionsvertrag: Leerstelle oder Chance?
Die Veranstaltung war noch vor der Ver?ffentlichung des Koalitionsvertrags der neuen Bundesregierung geplant worden – in der Erwartung, dass das Thema Pflege dort eine zentrale Rolle einnehmen würde. Umso ernüchternder fiel das Eingangsstatement von Prof. Dr. Heinz Rothgang aus: Im Koalitionsvertrag finde sich ?Pflege“ kaum wieder. Das sei ein deutlicher Rückschritt im Vergleich zur vorherigen Legislaturperiode – wobei, so Rothgang kritisch, auch damals viele der angekündigten Ma?nahmen nicht umgesetzt worden seien. Vor diesem Hintergrund k?nne das jetzige Schweigen im Vertrag auch als Chance verstanden werden: ?Man darf gespannt sein, was nun tats?chlich passiert.“
Arbeitsbedingungen statt Bezahlung: Der Fachkr?ftemangel bleibt akut
Ein zentrales Thema der Diskussion war der weiterhin bestehende Fachkr?ftemangel. Dabei wurde deutlich: Die Bezahlung in der Pflege hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert und ist vielerorts nicht 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 das Hauptproblem. Viel gravierender sind die zunehmend belastenden Arbeitsbedingungen – etwa durch zu geringe Personalschlüssel, unplanbare Dienste und die daraus resultierende ?berlastung. Das führt zu einem regelrechten ?Teufelskreis“: Weil zu wenig Personal vorhanden ist, steigen die Belastungen – und dadurch verlassen wiederum 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 Menschen den Beruf.
Zur Sprache kam auch die wichtige Rolle ausl?ndischer Pflegekr?fte, die einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung leisten. Gleichzeitig bestehen Unterschiede in Ausbildung und Berufsverst?ndnis: In vielen L?ndern ist Pflege ein akademisierter Beruf mit Bachelor- und Masterabschlüssen. Das kann die Integration in das deutsche System erschweren, da Erwartungen, Qualifikationen und Standards teils deutlich auseinandergehen.
?ffentliche Wahrnehmung: Pflege bleibt unterbelichtet
Diskutiert wurde auch die Frage, warum das Thema Pflege – trotz seiner gesellschaftlichen Relevanz – in der ?ffentlichen Wahrnehmung h?ufig untergeht. Angesichts der demografischen Entwicklung sei das schwer nachvollziehbar: Statistisch gesehen werden zwei von drei M?nnern und fünf von sechs Frauen im Laufe ihres Lebens pflegebedürftig. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Pflege weit 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 als ein Randthema ist – sie betrifft die Gesellschaft in der Breite.
Vertrauen als Grundlage für Ver?nderung
Als zentrales Problem wurde das fehlende Vertrauen zwischen den relevanten Akteuren beschrieben – etwa zwischen Krankenkassen, Medizinischem Dienst, station?ren Einrichtungen und ambulanten Diensten. Diese Vertrauensdefizite, so die Einsch?tzung, erschweren die Zusammenarbeit erheblich und führen zu zus?tzlichen Belastungen für Pflegekr?fte, Organisationen und letztlich auch für die Pflegebedürftigen selbst.
Es mangelt nicht an Ideen – sondern an Umsetzung
Neben strukturellen Fragen wurde betont: Die Konzepte für Verbesserungen liegen vielfach vor. Es fehlt weniger an Ideen als an ihrer konsequenten Umsetzung. Auch wenn finanzielle Mittel begrenzt sind, wurde deutlich, dass viele Herausforderungen eher auf Steuerungs- und Abstimmungsdefizite als auf fehlende Finanzierung zurückgehen. Dennoch – darin war man sich einig – braucht es zus?tzliches Geld im System, und dieses müsse vom Bund bereitgestellt werden.
Zugleich wurde auf Effizienzpotenziale hingewiesen: Viele Prozesse k?nnten durch bessere Koordination deutlich wirksamer gestaltet werden. Auch die Digitalisierung kann hier Chancen bieten, allerdings fehlt für viele Technologien noch eine wissenschaftlich begleitete Erprobung in der Praxis. Aber daran arbeite man derzeit in Bremen, betonte Prof. Rothgang mit Verweis auf das Projekt TCALL. Darüber hinaus wurde die Bedeutung von Pr?vention hervorgehoben. Investitionen in pr?ventive Ma?nahmen – etwa zur Gesundheitsf?rderung im Alter oder zur Unterstützung pflegender Angeh?riger – k?nnen das Pflegesystem langfristig entlasten und die Lebensqualit?t der Betroffenen erh?hen.
Fachlich stark – dialogisch geführt
Besonders hervorzuheben war die hohe fachliche Expertise im Publikum: Vertreterinnen und Vertreter von Krankenkassen, der Arbeitnehmerkammer, station?ren und ambulanten Pflegediensten sowie zahlreiche Studierende und Fachkr?fte aus dem Gesundheitswesen beteiligten sich intensiv. So entwickelte sich eine lebendige und dialogisch gepr?gte Diskussion, die nicht nur vom Podium, sondern wesentlich auch durch Beitr?ge aus dem Saal getragen wurde.
Alles in allem war es ein hochinteressanter Abend, der viele Perspektiven zusammenbrachte und die Vielfalt der Herausforderungen wie auch der L?sungsans?tze sichtbar machte. Auch beim traditionellen Get-together im Anschluss an die Podiumsdiskussion wurde intensiv weiterdiskutiert – ein Zeichen dafür, wie relevant und dringlich das Thema Pflege weiterhin ist.
Veranstaltungsreihe mit Perspektive
Die Veranstaltung fand im Rahmen des gesundheitspolitischen Kolloquiums des Wissenschaftsschwerpunkts Gesundheitswissenschaften der Universit?t Bremen statt. Der Alumni der Universit?t Bremen e.V. hat mit dieser ersten Sonderveranstaltung aktiv zur Reihe beigetragen und wird diese auch künftig unterstützen – aus ?berzeugung für die hohe Relevanz des Themas. Weitere 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 sind bereits in Planung.
Wer über kommende Termine informiert werden m?chte, kann sich bei
Maren Emde, Koordinatorin des Forschungs- und Transferschwerpunkts Gesundheitswissenschaften der Universit?t Bremen, in einen E-Mail-Verteiler aufnehmen lassen: gpk.sociumprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de



