Herr Liesefeld, woran arbeiten Sie derzeit?
Ich betreibe Grundlagenforschung zum visuellen System des Menschen. Mich interessiert vor allem, wie wir visuelle Eindrücke kurzfristig aufrechterhalten (visuelles Arbeitsged?chtnis) und wie wir, aus dem überw?ltigenden Strom an visuellen Reizen, die für unsere aktuellen Ziele relevantesten Reize ausw?hlen (visuelle Suche). Dabei setze ich eine Vielzahl von Methoden ein, wie die Messungen von Tastendrücken und Augenbewegungen, Elektroenzephalographie und kognitive Modellierung. Ich trage auch zur Weiterentwicklung der von mir eingesetzten Methoden bei und habe z.B. kürzlich ein dreij?hriges DFG-Projekt zu sogenannten Speed-Accuracy-Tradeoffs in kognitiven Experimenten eingeworben (zusammen mit Prof. Dr. Markus Janczyk). Momentan engagiere ich mich au?erdem stark für internationale Gro?-Kollaborationen, bei denen viele Expert:innen zu einem Thema zusammenkommen und sowohl Ideen und Fachwissen austauschen als auch verfügbare Ressourcen bündeln. Ich halte dies für einen vielversprechenden Ansatz zur ?berwindung der verschiedenen aktuellen ?Krisen“ in der Psychologie bzw. in der Wissenschaft allgemein.
Warum haben Sie sich für den Karriereweg ?(Senior) Researcher“ entschieden?
Auf die ausgeschriebene Stelle als (Senior) Researcher für angewandte Statistik und kognitive Modellierung am Institut für Psychologie habe ich mich damals beworben, weil sie mir die Aussicht auf eine sichere Laufbahn als Wissenschaftler geboten hat und mein Profil gut auf die Stellenbeschreibung gepasst hat. Beruflich ist mir am wichtigsten, m?glichst viel Zeit für meine Forschung und für die Ausbildung talentierter Forscher:innen zu haben und ich denke, dass die Position eines (Senior) Researchers dafür gro?es Potential bietet.
Würden Sie sich wieder für diesen Karriereweg entscheiden und wenn ja, warum?
Ob ich mich wieder für diesen Karriereweg entscheiden würde, h?ngt jetzt davon ab, ob sich diese Hoffnung best?tigt. Im Vergleich zu anderen Mittelbaustellen sind sicherlich die Entfristung und die Unabh?ngigkeit in der Forschung und Lehre deutliche Vorteile. Im Vergleich zu einer Professur k?nnte die deutlich niedrigere Belastung durch Kommissionsarbeit und Lehrkoordination ein Grund sein, sich für eine (Senior) Researcher-Position zu entscheiden. Ein Nachteil ist die mangelnde Ausstattung; als empirische Wissenschaft, l?sst sich die kognitive Psychologie nur betreiben, wenn Gelder für Versuchspersonen und studentische Hilfskr?fte zur Verfügung stehen. Aber dieser Nachteil l?sst sich durch die Einwerbung von Drittmitteln ausgleichen und stellt insofern auch eine starke Motivation zum Schreiben von Drittmittelantr?gen dar. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Konkretisierung dieser ja recht jungen Stellenkategorie an der Universit?t Bremen gestaltet, und versuche mein Bestes positiv zur Entwicklung und Sichtbarkeit dieses vielversprechenden Konzepts beizutragen.

