Der j?hrlich ver?ffentlichte BARMER-Pflegereport bewertet die aktuelle Pflegepolitik und erfasst die Situation der Pflege. Für den Bericht werteten Professor Heinz Rothgang, Corinna Burfeindt, Dr. Jonas Czwikla und Dr. Rolf Müller vom SOCIUM der Universit?t Bremen Daten aus der Pflege- und Kassenstatistik sowie der BARMER umfassend aus.
Die steigende Anzahl der Pflegebedürftigen ist insbesondere auf die Leistungsausweitungen der Pflegeversicherung zurückzuführen
Seit etwa zehn Jahren steigt die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland rasant an: So hat sich der Anteil der Pflegebedürftigen an der Bev?lkerung nach Auswertung der BARMER-Daten von 3,21 Prozent im Jahr 2015 auf 6,24 im Jahr 2023 ann?hernd verdoppelt. Nur rund 15 Prozent dieses Anstiegs l?sst sich jedoch durch demografische Entwicklungen erkl?ren.
Das diesj?hrige Schwerpunktkapitel des Berichtes untersucht deshalb, inwieweit der Anstieg durch eine erh?hte Anzahl von Erkrankungen in der Bev?lkerung, die sogenannte Krankheitslast, erkl?rt werden kann. Bei den Erkrankungen wird unterschieden zwischen akuten Ereignissen wie ein Schlaganfall oder eine Krebsdiagnose, die die Angeh?rigen vor pl?tzliche Entscheidungsnotwendigkeiten stellen, und langsam schleichenden Ver?nderungen bei fortschreitenden Erkrankungen wie Parkinson, die von Angeh?rigen erst über die Zeit als herausfordernd oder überfordernd erkannt werden. Wie wahrscheinlich es ist, innerhalb der ersten zw?lf Monate nach der Diagnose pflegebedürftig zu werden, h?ngt von der Art der Erkrankung ab.
Je nachdem, wie pl?tzlich die pflegebegründenden Ereignisse eintreten, kann dies zwar einen Effekt auf die Art der Versorgung und auf die Dauer der Pflegebedürftigkeit haben. Die Gründe für die steigende Zahl an Pflegebedürftigen liegen jedoch viel澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 jenseits der Entwicklung der Demografie und Krankheitsgründen. Die steigende Anzahl Pflegebedürftiger ist insbesondere auf die Ausweitungen der Leistungen der Pflegeversicherung und der Zugangsberechtigungen zu diesen Leistungen zurückzuführen. Die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017, der auch Menschen mit Demenz und anderen kognitiven beziehungsweise psychischen Einschr?nkungen besser berücksichtigt, hat entscheidend zu diesem Anstieg beigetragen. Dieser Befund ist insbesondere deshalb auch politisch von Bedeutung, weil die Bundesregierung ausdrücklich vorgesehen hat, dass die geplante ?gro?e Pflegereform“ nur demografisch bedingte Ausgabensteigerungen enthalten darf. Wenn demografische Faktoren aber eine untergeordnete Rolle beim Ausgabenanstieg spielen, bedeutet diese Setzung der Bundesregierung letztlich Leistungskürzungen.
Finanzierungsprobleme der Pflegeversicherung bleiben bestehen, keine konkreten Reformvorschl?ge
Die Finanzierungsprobleme der Pflegeversicherung bleiben weiterhin bestehen. Die Eigenanteile in der Heimpflege betragen im ersten Jahr der Heimpflege inzwischen bundesdurchschnittlichen 澳门皇冠_皇冠足球比分-劲爆体育 als 3.100 Euro – und liegen damit weit jenseits dessen, was Pflegebedürftige mit durchschnittlichen Alterseinkünften finanzieren k?nnen. Die Pflegeversicherung droht nach Einsch?tzung der Autor:innen des Reports damit ihr selbstgestecktes Ziel, Verarmung durch Pflegebedürftigkeit zu vermeiden, zunehmend zu verfehlen. Gleichzeitig drohe der Pflegeversicherung bereits in diesem Jahr ein Defizit, das im n?chsten Jahr weiter steigen wird. Im Koalitionsvertrag der Bunderegierung ist die Einsetzung einer Bund-L?nder-Arbeitsgruppe verabredet, die die Grundlagen einer ?gro?en Pflegereform“ erarbeiten soll. ?Der Beitragssatz der Pflegeversicherung ist in den in den letzten Jahren bereits in immer kürzeren Abst?nden erh?ht worden. Die Politik muss M?glichkeiten finden, die Eigenanteile effektiv zu reduzieren und zu begrenzen, ohne den Beitragssatz anzuheben“ sagt Professor Heinz Rothgang. ?Es liegt eine Vielzahl an Vorschl?gen zur Begrenzung der Eigenanteile durch Ver?nderungen des Leistungsrechts und der Finanzierungsregeln innerhalb der bestehenden Sozialversicherung vor, die von der Politik aufgegriffen und geprüft werden müssen“, so der Pflege?konom weiter.
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Fragen beantworten:
Prof. Dr. Heinz Rothgang
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Stra?e 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58557
E-Mail: rothgangprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
Dr. rer. pol. Rolf Müller
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
Mary-Somerville-Stra?e 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58554
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