Ende August 2005 wurden als Folge des Hurrikans Katrina weite Teile von New Orleans ¨¹berschwemmt. Heute hat sich die Sozialstruktur der Stadt nachhaltig ver?ndert. New Orleans ist wei?er und wohlhabender geworden. Viele der ?rmsten Bewohner sind nicht zur¨¹ckgekehrt. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Studie der Sozialwissenschaftler Christian Jakob und Friedrich Schorb vom Zentrum f¨¹r Sozialpolitik der Universit?t Bremen ¨¹ber die sozialen Auswirkungen der Naturkatastrophe vor drei Jahren.
Verantwortlich daf¨¹r ist nach Auffassung der Bremer Wissenschaftler nicht zuletzt die Aussperrung von °ÄÃŻʹÚ_»Ê¹Ú×ãÇò±È·Ö-¾¢±¬ÌåÓý als 20.000 Sozialmietern aus ihren weitgehend unbesch?digten Wohnungen in zentraler Innenstadtlage. Als das Wasser wich, zogen die Beh?rden Z?une um diese H?user, verrammelten T¨¹ren und Fenster und stellten Polizei vor die Eing?nge. Die Bewohner konnten nicht zur¨¹ckkehren. Heute leben sie verstreut im S¨¹den der USA, sozial isoliert und meist ohne Arbeit. Ihre H?userbl?cke in New Orleans - einst Brennpunkte von Gewalt und Kriminalit?t - wurden inzwischen von privaten Immobiliengesellschaften abgerissen. Auf den lukrativen Grundst¨¹cken entstehen subventionierte Mustersiedlungen mit rigider Hausordnung und teuren Appartements. Nur f¨¹r einen Bruchteil der einstigen Bewohner wird dort Platz sein.
Die Eliminierung von Armutsquartieren ist Teil eines Paradigmenwechsels der US-amerikanischen Sozialpolitik, den die Autoren so erkl?ren: ?Die Gr¨¹nde f¨¹r Armut werden nicht l?nger in der sich versch?rfenden strukturellen und materiellen Ungleichheit, sondern in tats?chlichen und zugeschriebenen Verhaltensweisen der Armutsbev?lkerung gesucht.¡° Konkret bedeutet das: Die Sozialbauten werden demontiert, ohne f¨¹r die Mehrzahl der ehemaligen Bewohner angemessenen Ersatz zu schaffen. ?Dieser Prozess vollzieht sich in New Orleans - dank Katrina - im Zeitraffer¡°, so die Schlussfolgerung von Jakob und Schorb.
Die Sozialwissenschaftler haben ihre Untersuchung mit Unterst¨¹tzung von Professoren und Wissenschaftlern der Brown University in Providence, der University of New Orleans, des Urban Institute in Washington und dem Stadtsoziologen Mike Davis von der University of California durchgef¨¹hrt. Im Fr¨¹hjahr 2007 haben sie in New Orleans vertriebene Mieter, Verantwortliche aus Bundesbeh?rden, Manager von Immobilienfirmen, Aktivisten und B¨¹rgerrechtler interviewt. Ihre Studie unter dem Titel ?Soziale S?uberung: Wie New Orleans nach der Flut seine Unterschicht vertrieb¡° dokumentiert, wie im Namen des ?Wiederaufbaus¡° die urspr¨¹nglichen Bewohner sozial benachteiligter Quartiere vertrieben worden sind, um eine lukrative Verwertung der Wohnareale zu erm?glichen.
Christian Jakob & Friedrich Schorb. Soziale S?uberung. Wie New Orleans nach der Flut seine Unterschicht vertrieb. Unrast Verlag, M¨¹nster 2008, 228 Seiten, 13,80 €
Wetere Informationen:
Universit?t Bremen
Zentrum f¨¹r Sozialpolitik
Friedrich Schorb
Christian Jakob
Tel. 0421 / 2189389
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