?Ich freue mich sehr für die beiden Wissenschaftler und ihre Arbeitsgruppen und für die Universit?t Bremen über die Bewilligung dieser begehrten F?rderungen“, sagt Rektor Professor Bernd Scholz-Reiter über die Entscheidung des Europ?ischen Forschungsrates. ?Dies ist eine weitere wichtige Anerkennung ausgezeichneter Grundlagenforschung an der Universit?t Bremen und eine gro?artige Unterstützung. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind dabei in Forschungsbereichen aktiv, die für uns alle von gro?er Bedeutung sind.“
Messen mit Licht: Ein neuer Pfad für die optische Messtechnik
Messen mit Licht besch?ftigt Professor Andreas Fischer. Seit Jahrzehnten ist diese Messung ein Garant für Schnelligkeit und Pr?zision. Tats?chlich sind unmittelbare Informationen zum Fertigungsergebnis – also zur gefertigten Bauteilgeometrie – der Schlüssel, um Produktionsprozesse effizienter, ressourcenschonender und nachhaltiger zu gestalten. Aber die Anforderungen an die Messtechnik wachsen, weil die Vielfalt der produzierbaren Geometrien und Materialien immer weiter zunimmt. Um diesbezügliche Grenzen klassischer optischer Messprinzipien zu umgehen, erfordert die berührungslose, pr?zise Messung der Bauteilgeometrie einen Paradigmenwechsel.
Mit dem vom Europ?ischen Forschungsrat gef?rderten Forschungsvorhaben InOGeM (Indirect Optical Geometry Measurement) will Andreas Fischer die Grundlagen und das Potential eines solchen Paradigmenwechsels erarbeiten. ?Dazu wird statt einer klassischen direkten Messung die Position der Bauteiloberfl?che indirekt gemessen. Dabei wird das umgebende Luftvolumen optisch ermittelt. Aus dem natürlich vorhandenen Abdruck des Bauteils in der Luft wird dann auf die Bauteilgeometrie geschlossen“, erl?utert er den Hintergrund. ?Damit sind erstmals weniger die optischen Eigenschaften des Bauteils, sondern der das Bauteil umgebenden Luft für den Messerfolg entscheidend. Folglich spielt die zunehmende Vielfalt der zu messenden Geometrie und des Materials eine untergeordnete Rolle – und es ergibt sich ein neuer, frei gestaltbarer Freiheitsgrad für die optische Geometriemesstechnik!“
Mit der fünfj?hrigen F?rderung ergibt sich für Fischer nun die einzigartige M?glichkeit, mit einem interdisziplin?ren Team diesen grundlegend neuen Messansatz einschlie?lich seines aussichtsreichen Anwendungspotentials zu erforschen. Mit den Erkenntnissen soll eine neue Generation von optischen Messinstrumenten entstehen, was die Messtechnik in Zukunft bef?higen soll, mit der gestiegenen Vielfalt in der Fertigungswelt schrittzuhalten.
Professor Andreas Fischer: Von Dresden nach Bremen
Andreas Fischer schloss als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sein Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universit?t Dresden mit Auszeichnung ab. Für seine 2009 erfolgte Promotion an der TU Dresden erhielt er verschiedene Auszeichnungen. Nach einer Habilitation im Fach Messtechnik sowie vertieften Forschungskooperationen unter anderem mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) sowie einer hochschuldidaktischen Weiterbildung nahm Andreas Fischer 2016 einen Ruf an die Universit?t Bremen an. Seitdem leitet er das Fachgebiet und das Bremer Institut Messtechnik, Automatisierung und Qualit?tswissenschaft (BIMAQ) im Fachbereich Produktionstechnik – Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Hier forscht er an der ?berwindung aktueller Grenzen der Messbarkeit in Theorie und im Hinblick auf konkrete Anwendungen. Beispielsweise wird an der Nutzbarmachung und Erweiterung der Methode der thermographischen Str?mungsvisualisierung gearbeitet, um die Effizienz und Zuverl?ssigkeit von Windenergieanlagen zu steigern. Zudem besch?ftigt er sich mit optischen Messverfahren zur schnellen und pr?zisen Erfassung von Formen, Verformungen und Oberfl?chen, um Fertigungsprozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
Grundlagenforschung auf dem Gebiet der marinen Kohlenstoffspeicherung
Auch Professor Jan-Hendrik Hehemann und sein Team am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universit?t Bremen, am Fachbereich Biologie/Chemie und am Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie freuen sich, dass ihre gemeinsam entwickelten Ideen auf dem Gebiet der marinen Kohlenstoffspeicherung vom Europ?ischen Forschungsrat für die n?chsten fünf Jahre gef?rdert werden.
Die Klimakrise erfordert neue Wege, um die Konzentration von Kohlenstoffdioxid in der Atmosph?re zu verringern. Das ERC-Project ?Discover molecular pathways for glyco-carbon sequestration“ (C-Quest) untersucht den molekularen Mechanismus der Kohlenstoff(dioxid)speicherung von Algen im Ozean. C-Quest postuliert, dass besondere Polysaccharide aus Algen eine Kohlenstoffsenke im Ozean bilden. ?Algen synthetisieren extrazellul?re Polysaccharide aus Kohlenstoffdioxid und positionieren sie auf ihrer Oberfl?che. Sie bilden eine Art von Haut oder Schutzwand. Diese Wand müssen die Bakterien durchdringen, wenn sie an die leichtverdaulichen N?hrstoffe, Proteine, Fette und Nukleins?uren innerhalb der Algenzelle heranzukommen versuchen“, erl?utert Hehemann. ?Für die Alge ist es also überlebenswichtig, dass diese Polysaccharide für die Bakterien schwer verdaulich sind. Sonst k?nnten die Bakterien die Schutzwand mit der Hilfe von Enzymen durchbrechen und anschlie?end die Alge von innen bis zu ihrem Tod hin verdauen.“
Diese Schutz-Polysaccharide werden im Ozean von Algen durch Photosynthese aus dem Treibhausgas Kohlenstoffdioxid gebildet. Da Algen diese Polysaccharide schneller bilden als Bakterien sie mit Enzymen wieder abbauen k?nnen – was Kohlenstoffdioxid wieder freisetzen würde – bilden die Polysaccharide eine globale Senke für das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid. Sie helfen also dabei, in unbekannter Menge Kohlenstoffdioxid im Ozean zu speichern und das Klima in unbekanntem Ausma? zu regulieren.
Diese Hypothesen werden nun im C-Quest-Projekt untersucht. Die Annahmen und Untersuchungsmethoden hat Jan-Hendrik Hehemann mit seiner von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Emmy-Noether-Forschungsgruppe in den vergangenen Jahren an der Universit?t Bremen am MARUM und am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie entwickelt. Hierbei handelt es sich um neuartige bioanalytische und biokatalytische Methoden. Sie erlauben es erstmals, Polysaccharide mit ausreichender molekularer Aufl?sung im Meer zu messen. So kann ihr Beitrag zur Kohlenstoffspeicherung erfasst und ihre Abbaubarkeit durch Bakterien im Labor ermittelt werden.
Professor Jan-Hendrik Hehemann: ?ber Frankreich, Kanada und USA nach Bremen
Professor Hehemann hat in Hamburg Biochemie studiert und in Frankreich an der Biologischen Forschungsstation Roscoff und der Pierre & Marie Curie University Paris (jetzt Sorbonne) als Marie Curie Fellow promoviert (2010). Anschlie?end hatte er zwei mit Stipendien finanzierte Postdoc-Anstellungen an der Universit?t Victoria (Kanada) und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Ab 2015 forschte er fünf Jahre in einem Emmy-Noether-Projekt als Gruppenleiter vernetzend am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologe und am MARUM der Universit?t Bremen. Seit 2021 ist er Heisenberg-Professor mit Leitung des Brücken-Departments für Kohlenstoffspeicherung und Glykobiochemie am Fachbereich 2, am MARUM und am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie.
Der ERC-Grant: eine begehrte Auszeichnung
Der ERC Consolidator Grant ist eine der h?chstdotierten F?rderma?nahmen der Europ?ischen Union für einzelne Wissenschaftler. Der Europ?ische Forschungsrat unterstützt damit exzellente Forscherinnen und Forscher in ihrer innovativen Grundlagenforschung.
Fragen beantworten:
Prof. Dr.-Ing Andreas Fischer
Fachbereich Produktionstechnik, Universit?t Bremen
Bremer Institut für Messtechnik, Automatisierung und Qualit?tswissenschaft (BIMAQ)
Tel: +49 (0)421 218-64600
E-Mail: andreas.fischerprotect me ?!bimaqprotect me ?!.de
Prof. Dr. Jan-Hendrik Hehemann
Fachbereich Biologie/Chemie, Universit?t Bremen
MARUM-MPI-Brückengruppe Marine Glykobiologie
Telefon: +49 (0)421 218-65775
E-Mail: jhhehemannprotect me ?!marumprotect me ?!.de